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Badische Zeitung vom Donnerstag, 24. April 2003

Bahn verspricht Nachbesserungen

Das Landratsamt und die Deutsche Bahn AG bringen Klarheit in die Vorgänge um die Arbeiten an der alten Wehratalbrücke

Von unserem Mitarbeiter Jörn Kerckhoff

WEHR. Das Landesdenkmalamt wird in den nächsten Tagen klären, ob bei Arbeiten an der alten Wehratalbrücke Vorschriften missachtet wurden. Die Bahn hatte an dem alten Bauwerk Sicherungsarbeiten vorgenommen, obwohl die Anlage unter Denkmalschutz steht. Davon sei der Bahn nichts bekannt gewesen. Sollte man aber gegen Auflagen verstoßen haben, sei die Bahn zu Korrekturen bereit, erklärte gestern ein Unternehmenssprecher.

"Wir lassen derzeit von der Außenstelle Freiburg des Landesdenkmalamtes prüfen, ob es sich bei dem Geländer und den anderen abmontierten Teilen um integrale Bestandteile des Kulturdenkmals handelt." So das Statement von Jürgen Glocker, Sprecher des Landratsamtes als untere Denkmalschutzbehörde zum Stand in Sachen Wehratalbrücke.

Am 1. April verhängte das Landratsamt deshalb einen Baustopp an der Brücke, die seit über 100 Jahren über die Wehra führt, seit Einstellung des Bahnbetriebes aber ein unspektakuläres Dasein fristete. Damit war es allerdings schon seit dem 15. Februar vorbei. Damals hatte die BZ über Bauarbeiten an dem Stahlkoloss berichtet. Seinerzeit waren Schienen und Bahnschwellen abmontiert worden. "Aus Sicherheitsgründen", lautete im Februar die Auskunft der Stadtverwaltung unter Berufung auf die Deutsche Bahn AG. Auch die Holzwände an beiden Enden der Brücke wurden erneuert und erhöht, um ein unbefugtes Betreten zu verhindern.

Möglicherweise hat die Bahn mit diesen Eingriffen aber gegen die Auflagen des Denkmalschutzes verstoßen. Natürlich sei die Bahn auch für die Sicherheit ihrer stillgelegten Brücken verantwortlich, weiß Jürgen Glocker. So gesehen könne man es eventuell nachvollziehen, dass die Bahnschwellen abmontiert wurden. Die sind schließlich aus Holz und könnten verrotten und somit gefährlich werden - für jene, die sich nicht von einem Verbotsschild am Überqueren der Brücke abschrecken lassen, oder für Fußgänger, die unter der Brücke gehen

Doch warum auch das Eisengeländer abmontiert wurde, kann sich Glocker indes nicht erklären. Auch die Polizei kann nur Vermutungen anstellen. "Ich kann mir schon vorstellen, dass es dafür einen Markt gibt, man glaubt gar nicht, was die Leute alles im Keller haben und welche Preise dafür bezahlt werden", erklärt Joachim Langanky, Sprecher der Polizeidirektion Lörrach und selbst Eisenbahnfan. Die Polizei hatte Teile des Geländers in der Nacht zum Ostersonntag in Lörrach-Haagen sichergestellt. Ob die Bahn die Teile tatsächlich verkaufen oder verschrotten wollte - dafür hat die Polizei freilich keinerlei Hinweise. Das Material sei nach Rücksprache mit dem Landratsamt lediglich sicher gestellt worden.

"Wir wollten die Teile weder verschrotten noch verkaufen", so die Antwort von Martin Schmolke von der Deutschen Bahn AG in Stuttgart. Man habe auch noch ältere Brücken, die in Betrieb sind, erklärt Schmolke. Für die habe man die Geländerpfosten als Ersatzteile verwenden wollen. Dass die Wehrer Brücke unter Denkmalschutz steht, habe man zu Beginn der Arbeiten nicht gewusst, versichert der Mann von der Bahn, davon habe man erst erfahren, als das Landratsamt den Baustopp verhängte. "Wir mussten etwas tun, da wir erfahren hatten, dass Kinder die Brücke für Mutproben benutzt hatten", machte Schmolke deutlich, dass es triftige Gründe für die Arbeiten gab. Bei dem gefährlichen Spiel seien sogar Teile von der Brücke gefallen. Die Deutsche Bahn AG habe die Verkehrssicherungspflicht für ihre Strecken, bestätigt er die Aussage von Jürgen Glocker. Deswegen habe man die morschen Teile abmontiert. Nun wartet man in Stuttgart auf die Entscheidung des Landesdenkmalamts. "Wenn uns die Behörde Auflagen macht, werden wir diese natürlich erfüllen", so Martin Schmolke. Selbst wenn dies bedeute, dass man die Geländerpfosten wieder anschrauben müsse.

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