16.05.2003 05:56

Historisches Geländer kehrt zurück
Alte Eisenbahnbrücke kann jetzt restauriert werden
Zwei weitere Geländerpfosten von der denkmalgeschützten Eisenbahnbrücke in Wehr sind aufgetaucht. Arbeiter der Deutschen Bahn AG hatten sie ohne Zustimmung des Denkmalschutzes abgebaut und einem Wehrer für seinen Schrebergarten geschenkt. Offenbar haben alle Beteiligten im guten Glauben gehandelt.
Wehr
VON HEINZ HILBRECHT
 
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Vielleicht das letzte vollständige Stück vom Geländer der denkmalgeschützten Eisenbahnbrücke will ein Ehepaar zurückgeben. Bahnarbeiter haben es verschenkt, als sie die Aufbauten entfernten. Foto: Hilbrecht

Wehr - Wieder einmal war die Polizei aktiv, im Zusammenhang mit der denkmalgeschützten Eisenbahnbrücke in Wehr. Schon am Ostersamstag hatten die Beamten aus Lörrach zwei Kisten mit den abmontierten Geländerpfosten am Bahnhof Lörrach-Haagen beschlagnahmt. Doch in Wehr war die Polizei nur als Freund und Helfer nötig. Denn nach den Berichten im SÜDKURIER meldete sich ein Wehrer beim Polizeiposten in der Hauptstraße: "Ich habe noch ein Stück vom Geländer und will es gerne wieder zurück geben."

Mit seiner Frau betreibt der Rentner seit 40 Jahren einen kleinen Schrebergarten. Die schweren Eisenpfosten hätte er gut brauchen können, für eine Abzäunung. Er entdeckte sie beim Brückenbautrupp der Deutsche Bahn AG, als die Männer noch in Wehr an der Abbauarbeit waren. Er sprach die Arbeiter offen an und sie reagierten freundlich. Denn die beiden Pfosten wechselten die Hand, ohne Geld, als Geschenk der Bahnarbeiter für den Schrebergärtner. Damit wird der Vorgang auch zum wichtigen Beweis. Denn die Umstände der Beschlagnahme im Bahnhof Lörrach-Haagen ließen den Verdacht aufkommen, dass die historischen Geländerpfosten von 1888 unter der Hand an Sammler verkauft werden könnten. Sie sollten in ein Ersatzteillager für historische Eisenbahnanlagen, erklärte nach dem Polizeieinsatz die Deutsche Bahn. Wenn Bahnarbeiter das Geländerteil verschenkt haben, dann wollten sie bestimmt kein Geld daran verdienen. Es gibt keinen Grund mehr für den unschönen Verdacht.

Auch die Wehrer Familie hat etwas Angst vor Verdächtigungen. Deshalb nennen wir den Namen nicht. Aber das Ehepaar konnte gar nicht wissen, dass mit dem Geländer etwas nicht in Ordnung war. Denn die Bauabteilung der Deutschen Bahn AG hatte über den Denkmalschutz nichts in ihren Akten.

Diese Information ist vermutlich bei der Bahndirektion in Karlsruhe hängen geblieben. Denn dort war der Denkmalschutz bekannt, wie der SÜDKURIER mit Briefen von 1990 bewiesen hat. Und selbst die Denkmalschützer in Waldshut und Freiburg erfuhren von den Arbeiten an der geschützten Brücke aus der Zeitung. Erst dadurch war klar, dass es hier Probleme gibt. Gleich darauf hat sich das Ehepaar bei der Polizei gemeldet. Es hat sich korrekt verhalten und so sieht es auch die Polizei.

Das weitere Schicksal der Brücke entscheidet sich im Laufe des Monats. Es soll einen Ortstermin geben, bei dem Vertreter der Deutschen Bahn AG, des Landesdenkmalamts und des Landratsamts das weitere Vorgehen besprechen. Und es ist bekannt, dass noch mehr Geländerteile existieren. Auch diese jetzigen Besitzer haben im guten Glauben gehandelt. Sie können die Teile zurück geben und damit dem Denkmalschutz helfen.

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