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Die Elektrifizierung

der

Wiesen - und Wehratalbahn

Der 1. Weltkrieg

Bei der Eröffnung des neuen Badischen Bahnhofs am 13. September 1913 konnte niemand ahnen, daß der neue Bahnhof nur ein Dreivierteljahr in Betrieb sein durfte. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde der Bahnhof am 31. Juli 1914 geschlossen und vom Basler Landsturm besetzt.

Als letzter Zug der Wiesentalbahn traf an diesem Tag um 15.05 Uhr der Personenzug 1715 aus Zell im Wiesental ein.

Anschließend wurde der Strom für die Wiesen- und Wehratalbahn abgeschaltet.

Die Betriebsinspektion sowie die Maschineninspektion Basel wurden nach Lörrach ausgelagert.

In den folgenden Monaten bemühte man sich intensiv darum, daß der Strom wieder eingeschaltet wird. Man wollte zumindest auf den Badischen Streckenteilen zwischen Lörrach und Zell sowie zwischen Schopfheim und Säckingen wieder elektrisch fahren.

Zunächst sollten aber noch weitere Versuchs- und Probefahrten durchgeführt werden, außerdem sollten die bei Kriegsausbruch unterbrochenen Nacharbeiten an der Fahrleitungsanlage zwischen Schopfheim und Säckingen wieder aufgenommen "und mit Beschleunigung durchgeführt werden".

Nach Beendigung der Nacharbeiten war denn die Beförderung von Kurzzügen mit elektrischen Lokomotiven zwischen Schopfheim und Säckingen vorgesehen.

Die Generaldirektion schrieb am 17. November 1914 an die Maschineninspektion in Basel unter Anderem:

"Wir ersuchen, im Benehmen mit der Betriebsinspektion zu prüfen und zu berichten, ob und in welchem Umfang unter den durch den Krieg geschaffenen besonderen Verhältnisse die elektrische Zugförderung auf der Wiesentalbahn wieder aufgenommen werden könnte. ...
... Die Frage der Wiederaufnahme der Stromlieferung für die elektr. Zugförderung wird hier geprüft. Frist 8 Tage."

Schwierigkeiten bereitete nach der Sperrung des Badischen Bahnhofs auch das Unterstellen und die Wartung der elektr. Lokomotiven.

So schrieb die Generaldirektion Karlsruhe am 5. Dezember 1914 an das Großherzogliche Ministerium der Finanzen unter Anderem:

"... bis dahin fehlt es an geeigneten Unterständen für die elektr. Lokomotiven während des Winters, weil solche nur in Basel zur Verfügung stehen. Auch die mit dem Basler Lokomotivschuppen verbundene Werkstätte kann für die laufende Instandsetzung elektrischer Lokomotiven erst dann wieder benützt werden, wenn die regelmäßigen Fahrten nach Basel wieder aufgenommen werden können. Solche Arbeiten an dem mechanischen Teil der Lokomotiven sollen bis dahin in der Werkstätte in Haltingen, die an dem elektrischen Teil nötigen kleineren Arbeiten in den Lokomotivschuppen Lörrach und Schopfheim vorgenommen werden, in die die elektrische Fahrleitung eingeführt ist.

Die Basler Werkstätte kann jedoch vielleicht in der Weise verwendet werden, daß einzelne Lokomotiven für große, längere Zeit dauernde Instandsetzungsarbeiten und für die Vornahme von und zu den Versuchen nötigen Umbauten nach Basel überführt werden. Nachdem in letzter Zeit der Verklehr mit der Schweiz wieder wesentlich erschwert worden ist, erscheint es aber zweifelhaft, ob die Armeegruppe Gaede den Verkehr der Arbeiter der die Lokomotiven liefernden Unternehmer zwischen lörrach und Basel zuläßt.

Bevor die Verhandlungen mit der Armeegruppe Gaede aufgenommen werden, kann versucht werden, die Frage in der Weise zu lösen, daß die für große Instandsetzungsarbeiten nötigen Arbeiter ihren Wohnsitz in Basel nehmen und daß die Unternehmer für die Begleitung von Probefahrten besonderes Personal in Lörrach ansäßig machen.

Versuchs- und Abnahmefahrten können auf der Strecke Lörrach - Zell an Tagen, an denen keine Militärzüge verkehren, anstandslos aufgenommen werden. Zwischen Lörrach und der Werkstätte in Haltingen müssen die elektr. Lokomotiven mit Dampflokomotiven befördert werden."

Die Bemühungen der Generaldirektion, die Sromlieferung wieder aufzunehmen, kamen anscheinend gut voran. Am 23. Janauar 1915 versandte die Maschineninspektion Basel an alle Bahnhöfe ein Schreiben:

"Die gesamte Fahrleitung der Wiesentalbahn
wird Dienstag, den 26. Januar 1915 Vormittag 6 Uhr unter Spannung gesetzt."

Nach dem Wiedereinschalten der Fahrleitung wurden anscheinend vorläufig nur die Güterzüge von elektr. Lokomotiven befördert. Am 31. August 1915 beschwerte sich die Maschineninspektion massiv darüber, dass täglich mehrere Kurzschlüsse auftreten würden, weil die Oberleitungsschalter für die Gütergleise der Bahnhöfe nicht rechtzeitig eingeschaltet würden.

Den Akten ist zu entnehmen, dass im Jahre 1918 die Güterzüge sowie ein Personenzugspaar mit elektischer Lok gefahren wurde.

Am 11. Oktober 1918 fand eine Besprechung statt, bei welcher geklärt werden sollte, ob man den elektrischen Betrieb in dem bestehenden Umfang beibehalten oder auf alle Züge ausgedehnt werden solle. Bei dieser Besprechung waren Vertreter der Generaldirektion, der Maschineninspektion Basel, der Betriebsinspektion Basel sowie der Firmen SSW und BBC anwesend.

Die Besprechung brachte folgendes Ergebnis:

Zur Ausdehnung des elektr.Betriebes auf alle Züge der Wiesentalbahn sind 2 elektr.Lokomotiven mit 4 Personalen (4 Führer und 4 Frauen) mehr erforderlich, als beim derzeitigen Zustand; bei dem die Güterzüge und ein Personenzugspaar mit elektr. Lok gefahren werden.
Die Kosten für dieses 4 Personale betragen höchstens 30000 Mark jährlich.
Es wurde festgestellt, daß rund 2300 Tonnen Kohlen im Jahr gespart werden, wenn an Stelle von nur einem Personenzugspaar (jetziger Zustand) alle Personenzüge elektrischgefahren werden; der Wert dieser Kohle ist rund 100 000 Mark.
Man war der Ansicht, daß bei diesen Verhältnissen der elektr. Betrieb auf alle Züge auszudehnen sei.
Zur Erzielung eines ordnungsgemäßen Zustandes wurden nachstehende Maßnahmen für nötig erachtet:
Die Züge dürfen im Allgemeinen nicht mehr als vertraglich festgesetzt belastet werden.
Von den Vertretern der beiden Firmen wurden Bedenken gegen eine maßige Erhöhung der Belastung einzelner Züge nicht erhoben, so wurde insbesondere zugestanden, die Belastung der Züge, deren Höchstbelastung nach Vertrag 160 Tennen beträgt, auf 180 Tonnen zu erhöhen.
Es wurde durchgesprochen, in welcher Weise man die derzeitigen hohen Belastungen einzelner Z;ige vermeiden kann, und Mittel und Wege zur Vermeidung dieses Übelstandes gefunden.(insbesondere .werden die Vergnügungsreisen an Sonn- uind Feiertagen eingeschränkt weraen müssen.)Im übrigen wurde festgestellt, daß auch die Dampflok bei den derzeitigen Belastungen überanstrengt werden. Hinsichtlich des Rangierens mit den elektr.Lok soll vorläufig besondere Maßnahme nicht getroffen werden. Ein Vertreter der Maschineninspektion und der Werkstatt wurden zur besseren Aufsicht des Betriebs abkommandiert. Der Erfolg dieser Maßnahme solle abgewartet werden.

Am 11. November 1918 um 5 Uhr früh wurde in einem Salonwagen im Wald von Compiègne der Waffenstillstand zwischen den Alliierten und dem Deutschen Reich. unterzeichnet. Ab 11. November 1918 ab 11 Uhr schwiegen die Waffen.

Sofort war man bei der Generaldirektion in Karlsruhe um eine Wiedereröffnung des Personenbahnhofs in Basel bemüht und am 14. November 1918 schickte man eine "Aktenbemerkung" an die Betriebsinspektion Basel:

"Da in kurzer Zeit der Personenbhf Basel wieder in Betrieb genommen wird, ändert sich die Betriebsweise auf der Wiesentalbahn wesentlich.
Der elektr.Betrieb wird bei den Personenzügen wie vor dem Kriege von Basel ausgehen, die Personenzüge verkehrem wieder zwischen Basel und Zell, die Lage und Zahl der Pz ändert sich u.s.w. kurzum es treten andere Verhältnisse ein.
Es muß deshalb diese Änderung abgewartet werden ehe elektr. Vollbetrieb auf der Wiesentalbahn und der Strecke Schopfheim - Säckingen eingeführt wird."

Die Besetzung des Badischen Bahnhofs in Basel durch den Basler Landsturm dauerte (nach Abschluss eines Staatsabkommens zur Klärung der neuen Rechtsverhältnisse) allerdings noch bis zum 14. September 1919. Erst danach konnte der reguläre Betrieb wieder aufgenommen werden.

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