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Die Station Hasel

 

Die Station Hasel, in Bahnkilometer 6,300 am östlichen Tunnelausgang gelegen, diente lediglich dem Lokalverkehr des Dorfes Hasel und einiger umliegender Gehöfte, sowie dem Ausflugsverkehr zum Besuch der nahegelegenen Tropfsteinhöhle ("Erdmannshöhle").

Die Station lag 377,931 Meter über N.N., besaß ein durchgehendes Hauptgleis und war außerdem mit einem Ladegleis für den Ortsgüterverkehr ausgestattet. Der Güterschuppen war mit dem Empfangsgebäude zusammengebaut.

An weiteren Gebäuden gab es in Hasel noch eine Wärterhütte am Tunneleingang ("Wartstation 4"), ein "Oekonomie- und Abtrittgebäude" am Bahnsteig und die "Bahnwartstation Nr.5" mit Bahnübergang am Bahnsteigende Richtung Wehr. Zudem befand sich vor dem "Abtrittgebäude" ein Brunnen.

Eine "zentrale Stellwerksanlage" wurde in Hasel im Jahre 1893 in Betrieb genommen. Hasel besaß Einfahr- und Ausfahrsignale, wobei sich das Einfahrsignal samt zugehörigem Vorsignal aus Richtung Schopfheim im Fahrnauer Tunnel befanden.

Gleisplan der Station Hasel von 1922
Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

Vorstehender Plan in Großformat

Das älteste Dokument über den Bahnhof Hasel, welches sich im Besitz der Eisenbahnfreunde Wehratal e.V. befindet, stammt aus dem Jahre 1907 und behandelt die Abgabe des "Wartezeichens" an die Züge. Hierin berichtet der Hasler Stationsvorstand an die Großherzogliche Betriebsinspektion in Basel wie folgt:

"Das Wartezeichen nach § 60(3) der Fahrdienstvorschriften in der Richtung Schopfheim gibt der diensttuende Stationsbeamte Hornsignal an den Wärter der Wartstation 4, dieser an den Zug. In der Richtung Säckingen wird das Wartezeichen mit Klingelwerk gegeben, das vor dem Einfahrtsignal angebracht ist und von der Station durch den Läutewerkinduktor in Tätigkeit gesetzt wird."

Am 18. Dezember 1909 berichtet der Stationsvorstand wieder nach Basel, dass
1. die zwei zur Wartstation No. 5 gehörenden Wegschranken vom Bahnwärter Wartposten 4 oder dessen Ablöser bedient werden,
2. die Läutewerke vom Wärter der Wartstation No. 5 bedient werden,
3. Vor- und Einfahrtsignal aus Richtung Schopfheim werden vom Bahnwärter Wartstation No.4, die in der Richtung Wehr vom Bahnwärter der Wartstation No. 6, Ausfahrsignale, Weichen, Laternen vom Wärter Wartstation No. 5 gewartet werden.

Anscheinend ging im Mai 1912 an alle Stationen eine Anfrage der Betriebsinspektion, wo die Dienstgelder während der Dienstruhe aufbewahrt werden. Ähnlich wie der Stationsvorstand von Fahrnau T., berichtete auch der Hasler Vorstand am 26. Mai 1912 nach Basel:

"Die Aufbewahrung der Dienstgelder erfolgt in der Weise, durch die Mitnahme in das Schlafzimmer, während der Abwesenheit, was nur während der Urlaubszeit vorkommen kann, wird die Kasse dem Ablöser übergeben, der dieselbe ebenso mit in sein Schlafzimmer nimmt."

Am 19. Dezember 1912 erging Meldung nach Basel, daß in Hasel im jährlichen Durchschitt 100 Stück Vieh im Versand und 50 Stück Vieh im Empfang zu verzeichnen sind.

Einige Jahre nach der Stilllegung:
Bahnhof Hasel mit Güterschuppen
Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

 

Weiterhin findet man in den Akten die folgende interessante Begebenheit:

Am 17. September 1914 beschwert sich der Stationsvorstand ("Stationsmeister") bei der Betriebsinspektion Basel, die wegen des Krieges ihre Büros in Lörrach hatte, über seinen nassen Keller im Bahnhofsgebäude:

"Die Kellerräume im Stationsgebäude Hasel sind sehr feucht und nass, aus welchem Grunde seiner Zeit von Gr. Verwaltung Hurten aufgestellt worden sind, um die Gemüse aufbewahren zu können, da dieselben auf dem nassen feuchten Zementboden nicht halten und bald zu Grunde gehen würden. In der Länge der Zeit und durch die große Feuchtigkeit sind die Bretter faul geworden und die Hurten am zusammenfallen, so daß Gemüse und Kartoffeln darin nicht aufbewahrt werden können."

In dem Schreiben stellte der Stationsvorstand dann den Antrag, daß die Bahnverwaltung für die Reparatur der besagten Hurten besorgt sein solle. Schließlich sei er ja nicht schuld daran, daß im Keller das Wasser stehe.

Die Betriebsinspektion schrieb an die Bahnmeisterei in Schopfheim, daß, sofern die Angaben des Stationsvorstandes richtig wären, die Bahnverwaltung für die Reparatur aufkommen müsse und erteilte Reparaturauftrag. In Schopfheim war man allerdings anderer Meinung und berichtete nach Lörrach, daß man die Kellerräume in Hasel einer Besichtigung unterzogen habe. Man ist dabei zur Überzeugung gelangt, daß im Keller genügend trockene Plätze vorhanden wären, wo man das zum Haushalt Erforderliche unterbringen könne.

"Allerdings war früher bei elementaren Ereignissen Wasser in den Keller eingedrungen, was dadurch herrührte, daß die Durchlaßstollen und Gräben mit altem Geschirr und Steinen und Unkraut angefüllt waren und den Wasserabzug vom Tunnelstollen beeinträchtigten. Nach der Räumung und Instandsetzung der Wasserabzugsrinnen ist kein Wasser mehr in den Keller eingedrungen.
Ferner ist keinesfalls nachgewiesen, daß die Hurten auf Kosten der Bahn erstellt wurden."

Es war in Schopfheim bekannt, daß nach Beendigung des Tunnelbaus der Bauunternehmer den Wärtern der Wartstationen 3, 4 und 5 Balken und Bretter überlassen hat. Wahrscheinlich wurden dann mit diesem Material die Hurten gebaut.

Schopfheim berichtete nach Lörrach zur Betriebsinspektion:
"Wir sind nach Sachlage zur Überzeugung gekommen, daß der Wohnungsinhaber mit ein paar alten Kisten die Verwahrung und Sortierung seiner Kartoffeln, auch diejenigen für die Schweinehaltung, bewerkstelligen kann. Schließlich bitten wir, dem Gesuchsteller bedeuten zu wollen, daß es unschicklich ist, die Bitte mit den Worten zu bekräftigen: "Wenn man mir die Hurte nicht macht, kann in dem Loch wohnen bleiben wer will""

Auch eine Nachfrage bei der Bauinspektion in Waldshut konnte keine Klärung der Eigentumsverhältnisse besagter Hurten bringen. Aus diesem Grund eröffnete dann die Betriebsinspektion dem Hasler Bahnhofsvorstand, daß anzunehmen ist, daß die Hurten nicht von der Bahn gebaut worden sind, und man somit die Reparaturkosten nicht übernehmen werde.

Auch die Eisenbahnfreunde Wehratal e.V. hatten einst mit dem Thema Wasser im Hasler Bahnhofsgebäude zu tun. Nach der Vereinsgründung im Jahre 1970 wurde der ehemalige Dienstraum im Bahnhof Hasel zum ersten Vereinsheim. Man renovierte die gemieteten Räume, aber leider vergebens. Durch das Wasser im Keller waren auch die Wände im Erdgeschoß so nass, daß die neu geklebte Tapete sich bereits nach vier Wochen wieder von den Wänden löste. Gut zwei Jahre später konnte man dan in den "trockenen" Bahnhof Wehr umziehen.

Am 11. Januar 1921 wurde das Einfahrsignal A aus Richtung Schopfheim um 117 Meter Richtung Schopfheim verschoben. Gleichzeitig wurde der Abstand des zugehörigen Vorsignals von 500 Meter auf 700 Meter erhöht.

Am 20. September 1921 wurde auf der Station Hasel die elektrische Beleuchtung eingeführt. Den Strom bezog man aus dem gemeindeigenen Elektrizitätswerk der Gemeinde Hasel. Mit dieser hatte man im April/Mai 1921 einen Stromliefervertrag abgeschlossen.
Als Strompreis wurde im März 1921 eine Gebühr von 1 Mark pro Kilowattstunde vereinbart.
Der Strompreis stieg dann infolge der Inflation sehr schnell an. Im ersten Vierteljahr 1922 bezahlte die Bahn
2 Mark pro kw/h, im zweiten Vierteljahr 1922 bereits 5 Mark.
Im ersten Vierteljahr 1923 zahlte man bereits 320 Mark für die kw/h und im zweiten Vierteljahr 1923 kostete der Strom dann 700 Mark pro kw/h!

Im Jahre 1928 richtete man im Fahrnauer Tunnel eine elektrische Beleuchtung ein. Den nötigen Strom hierfür bezog man ebenfalls von der Gemeinde Hasel, wozu der bestehende Vertrag erweitert werden musste.

Signal-Lageplan des Bahnhofs Hasel aus dem Jahre 1949
(in km 6,673 befand sich die Grenze zwischen den Landkreisen Lörrach und Säckingen)
Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

Am 28. März 1931 berichtet der Hasler Vorstand an das Reichsbahn-Verkehrsamt in Basel, daß im täglichen Durchschnitt 24 Milchkannen zu je 40 Liter zum Versand kommen. Während der warmen Jahreszeit werden alle 24 Kannen gleichzeitig aufgegeben und mit Zug 1673 über Schopfheim nach Lörrach transportiert. Der in Hasel vorhandene Gepäckkarren wäre allerdings zu klein und zu schwach, um gleichzeitig 24 gefüllte Milchkannen transportieren zu können. Deshalb beantragte der Vorstand die Zuteilung eines größeren und stärkeren Gepäckkarrens, zudem noch einen weiteren kleinen Karren. Sollte die Beschaffung dieser Karren nicht möglich sein, so wäre auch der Einbau eines Tores in den "Sperreverschlag" möglich, damit der Milchlieferant mit seinem Fuhrwerk auf den Bahnsteig gelangen kann, damit man das Umladen in den Zug direkt vom Fuhrwerk aus vornehmen könne.

Das Verkehrsamt war der Ansicht, daß die Lieferung eines neuen Gepäckkarrens zu teuer käme. Die Bahnmeisterei in Säckingen wurde deshalb beauftragt, die Kosten für das Anbringen eines Tores zu ermitteln. Der Säckinger Bahnmeister berichtete, daß das Anbringen eines Tores mit eigenen Arbeitskräften und vorhandenem Drahtgeflecht ausgeführt werden könnte. Die Kosten hierfür würden nur etwa 10 Mark betragen, ("für das Setzen des Torpfostens 2 Arbeiter einen halben Tag Arbeitszeit und etwas Zement"). Außerdem hatte sich der Milchlieferant bereit erklärt, die Hälfte der entstehenden Kosten zu übernehmen.

Die Betriebsinspektion in Basel war mit dem Vorschlag einverstanden, erteilte den Auftrag zum Einbau eines Tores, und bereits am 2. Juni 1931 meldete die Bahnmeisterei Säckingen nach Basel Vollzug.

ET 25 im Bahnhof Hasel abfahrbereit nach Schopfheim
Die Aufnahme soll Ende der Dreißiger Jahre entstanden sein
Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

Im Jahre 1951 verlässt ein ET 25 mit Postwagen am Schluss den Bahnhof Hasel in Richtung Säckingen
Foto: © Sammlung Dietrich Kipf

Über die folgenden Jahre gibt es über Hasel nichts bemerkenswertes zu berichten. Anscheinend verlief in dem idyllisch gelegenen Bahnhof alles in geordneten Bahnen.

Aber dann schwebte in den fünfziger Jahren schwebte so langsam das Stillegungsgespenst über Hasel ein.

Die Bundesbahndirektion Karlsruhe wollte 1955 in Hasel den Fahrdienstleiter einsparen und Hasel in eine Agentur umwandeln.

Das Betriebsamt in Basel versuchte aber, eine solche Maßnahme verhindern. Man schrieb nach Karlsruhe, daß bei Ausschaltung des Bahnhofs Hasel als Betriebsstelle und Unfallmeldestelle der Abstand zwischen den beiden nächsten Betriebsstellen, Schopfheim und Wehr, 9 170 Meter betragen würde.
Vor allem wegen des 3 170 Meter langen Tunnels würden bei Aufhebung der Betriebstelle Hasel größere Schwierigkeiten bei der Überwachung der Zugförderung und der Fahrleitungsanlagen, bei der Betriebsregelung bei Unregelmäßigkeiten und bei der Bahnbewachung (einschließlich der Schrankenbedienung) auftreten. Deshalb wäre es besser, wenn in Hasel anstatt einem Bahnagenten weiterhin ein Beamter zur Betriebsregelung zum Einsatz käme.

In dem Schreiben führte man auch noch an, daß bei der Ermittlung der Verkehrszahlen die zahlreichen mit Rückfahrkarten zum Besuch der Hasler Tropfsteinhöhle anreisenden Ausflügler und Schulklassen nicht berücksichtigt worden sind.

Mit dieser Antwort hatte man dann die Schließung von Hasel noch etwas verzögern können.

Im Jahre 1961 rückten dann die Bautrupps an und versahen den wärterbedienten Bahnübergang Posten 5 in km 6,361 mit einer vom Lokführer überwachten Blinklichtanlage. Der in km 6,717 gelegene, vom Posten 5 fernbediente Bahnübergang wurde geschlossen.

Die Bundesbahndirektion Karlsruhe verfügte am 16. Juni 1961 die Umwandlung des Bahnhofs Hasel in einen unbesetzten Haltepunkt zum 1. Juli 1961. Da aber zu diesem Zeitpunkt die neue Blinklichtanlage noch nicht fertig gestellt war, blieb Hasel über den vorgeschriebenen Stilllegungstermin hinaus noch einige Tage besetzt.

Am 21. Juli 1961 zum Dienstbeginn war dann die Blinklichtanlage einsatzbereit und Hasel wurde endgültig geschlossen. Die Signalanlagen wurden noch am selben Tag abgebaut.

Nach Gründung der Eisenbahnfreunde Wehratal e.V. am 13. Juni 1970 konnten diese von der damaligen Deutschen Bundesbahn den ehemaligen Dienstraum im inzwischen leer stehenden Hasler Bahnhofsgebäude als Vereinsheim anmieten. Viel Freude hatte man an diesem Vereinslokal allerdings nicht. Ständig wurde in dem abgelegenen Gebäude eingebrochen und Teile der damals im Bau befindlichen ersten Vereinsanlage wieder verwüstet. Auch das oben bereits erwähnte Wasser machte dem Verein arg zu schaffen.
Im Jahre 1972 konnten die Eisenbahnfreunde Wehratal e.V. dann den ehemaligen Wartesaal des Bahnhofs Wehr als Vereinsheim anmieten und dorthin umziehen. Der Umzug erfolgte natürlich standesgemäß per Bahn.

Abschied vom alten Vereinsheim Hasel im Jahre 1972.
Am alten Sperre-Zaun prangt immer noch die Reklametafel der Volksbank, obwohl schon über ein Jahr kein Zug mehr hält.
Foto: © Roland Haas

Das Hasler Bahnhofsgebäude ging dann anschließend an den Eisenbahner-Sportverein (ESV) Weil am Rhein, welcher bald darauf damit begann, sich hier ein Wanderheim einzurichten. Aus finanziellen Gründen musste sich der ESV Weil am Rhein aber wieder vom Bahnhof Hasel trennen. Etwa im Jahre 1982 wurde das Gebäude vom "Förderverein Begegnungsbahnhof Hasel e. V." erworben. Nach intensivem Arbeitseinsatz hat sich der Bahnhof Hasel inzwischen zu einem Schmuckstück unter den regionalen Jugend- und Familienfreizeithäusern entwickelt.

 

Im Sommer 1973, zwei Jahre nach der Stilllegung der Strecke Schopfheim - Wehr, erschien in Hasel der Unkrautvernichtungszug, gezogen bzw. geschoben von einer 212.
Vermutlich wollte man auf der damals schon stark verkrauteten Strecke ein neues Spritzmittel ausprobieren
Fotos: © W. Schepperle

Im Dezember 1991, 20 Jahre nach der Stilllegung, baute man mittels Kranwagen verschiedene kleine, inzwischen baufällig gewordene, Brücken zwischen Hasel und Wehr aus.
Der Bauzug, von Schopfheim her gekommen, verrichtet gerade im Bahnhof Hasel seine Arbeit
Foto:© Herbert Uttner

Mehr als 25 Jahre nach der Stilllegung der Strecke
stand in Hasel aus Richtung Wehr immer noch die Haltepunkttafel (Signal Ne 6)
Foto:© Herbert Uttner

Hier findet man weitere Fotos vom Bahnhof Hasel und Umgebung

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