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Die wohl teuerste Nacht im Leben der 050 413 -4

Datum: 02.12.04

Die 050 413-4 des Bw Duisburg –Wedau ist am 8.11.1976 z-gestellt worden. Der Ausmusterungsverfügung der Zentralen Transportleitung vom 21. 02. 1977 (abgedruckt im EK-Buch "Die Baureihe 50 - Band 2") ist zu entnehmen: „Lok wird bis zum Erreichen der Kesseluntersuchungsfrist im Bw Haltingen als Heizlok verwendet. Anschließend Verschrottung, Zerlegung im süddeutschen Raum.“

Am 9.11.1976 wurde die 050 413-4 zunächst von einer Ellok von Duisburg nach Basel Bad Bf überführt, anschließend zum Bw Haltingen verbracht. „Ich will nicht sterben“ stand damals auf der Rückseite ihres Tenders.

Was soll die 050 413 - 4 in Haltingen? fragten wir uns damals.

Hier des Rätsels Lösung: Wegen Arbeiten am Fernheizwerk der Stadt Basel, welches auch den Bf Basel Bad Bf versorgte, benötigte man zur Verstärkung der Heizleistung in Basel Bad Bf für einige Wochen eine Heizlok. Zunächst war angedacht, die 50 2988 der EUROVAPOR, welche damals noch mit vollen Untersuchungsfristen in Waldshut abgestellt war, anzumieten. Doch dies scheiterte wahrscheinlich am Preis.

In der 47. Woche des Jahres 1976 wurde die 050 413 - 4 dann in den Lokschuppen in Haltingen geholt, um sie für ihren Einsatz vorzubereiten. Einige benötigte Ersatzteile wie z.B. Dichtungen, musste man bei der EUROVAPOR ausleihen. Ursprünglich war vorgesehen, dass die Lok einmal in der Woche mit eigener Kraft zu Wartungsarbeiten von Basel Bad Bf nach Haltingen und zurück fahren solle. Dies war aber wegen eines Stangenlagerschadens, den sie auf der Überfuhr von Duisburg nach Basel erlitten hatte, nicht möglich.

050 413 - 4 am 21. Dezember 1976 startklar vor dem Haltinger Schuppen

Am 21. Dezember 1976 wurde die Lok dann unter Dampf nach Basel Bad Bf geschleppt, wo sie ihren ersten Heiz-Einsatz absolvierte. Am Morgen des 22. Dezembers 1976 wurde sie mit der Köf des Bf Basel Bad Bf nach Weil am Rhein verbracht, wo sie mittels Bagger mit Kohle versorgt wurde.

050 413 - 4 trifft am Morgen des 22. Dezember 1976 im Schlepp einer Köf III in Weil am Rhein ein.

050 413 - 4 wird in Basel Bad Rbf (Güterabfertigung Weil am Rhein) an die Seitenrampe geschoben.
Der Bagger für die Bekohlung wartet schon.

Anschließend schleppte man die 050 413 - 4 wieder in den Haltinger Schuppen, wo man sie kalt machte. Die Lok soll während ihres nächtlichen Einsatzes in Basel soviel Qualm erzeugt haben, dass besorgte Anwohner annahmen, die Eilguthalle, neben welcher die Lok stand, würde brennen, und die Basler Feuerwehr mit 3 Löschzügen anrückte. (Einige weitere Heiz-Einsätze erfolgten dann mit einer 212).

Am 13. Januar 1977 wurde die 050 413 - 4 wieder ins Freie verbracht und neben der Denkmals-Lok 57 3088 abgestellt.

Am 21. März 1977 wurde sie dann wieder in den Schuppen geholt, um den Kessel auszuwaschen, weil die am 1.4. ablaufende Kesselfrist verlängert werden sollte. Da ein Umbau der Zugvorheizanlage in Basel Bad Bf bevorstand, wollte man die 050 413 -4 weiterhin als Heizreserve vorhalten. Ob die Kesselfrist noch verlängert wurde, ist mir leider nicht bekannt. Zu einem weiteren Heizeinsatz kam es jedenfalls nicht mehr. Die Lok wurde wieder im Freien abgestellt, die Kohlen wurden später an die Kandertalbahn verkauft.

Im April 1978 interessierte sich die Eisenbahner-Stadt Weil am Rhein für die 050 413 - 4. Man wollte sie im Stadtgebiet als Denkmal aufstellen. Nach längeren Verhandlungen – man hatte sogar einen Sponsor für die Aufarbeitung sowie ein Team (wer wohl?) für die Betreuung der Lok gefunden – beschloss man aber im Februar 1979, die Lok nicht zu erwerben. Man hatte Angst vor den Folgekosten. Als Ersatz wurde dann später im Stadtgebiet von Weil am Rhein ein Treibradsatz der 052 801 (ex Crailsheim) als „Denkmal“ aufgestellt. Die 050 413 - 4 wurde anschließend von einem Privatmann erwoben.

Am 19. August 1979 um 21.00 Uhr verließ sie endgültig das Bw Haltingen. Ich selbst hatte an jenem Abend die traurige Ehre, als Fahrdienstleiter von Weil am Rhein der 050 413 -4 den Fahrweg für ihre vorerst letzte Fahrt frei zu geben.

Heute können wir sie im Technik-Museum in Sinsheim bewundern.

Walter Schepperle

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