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Die Hafenbahn

Nach der Inbetriebnahme der Rhein-Stauwehre bei Märkt und Kembs im Jahre 1932 bot sich die Gelegenheit, am östlichen Rheinufer bei Weil-Friedlingen eine Hafenanlage zu erstellen. Im Rückstau dieser beiden Wehre gelegen, benötigte man kein besonderes Hafenbecken.

So konnte die aufstrebende Industrie aus Weil und Umgebung künftig auch den Rhein als Transportweg nutzen, ohne den Umweg über den bereits bestehenden Rheinhafen in Basel nehmen zu müssen.

Im Jahre 1934 wurde die Rheinhafengesellschaft Weil am Rhein mbH gegründet. Knapp ein Jahr später war bereits die erste Lagerhalle erstellt. Auch war ein Kran aufgerichtet, welcher die mit den Rheinschiffen ankommenden Waren, überwiegend Kohle, auf Lastwagen umlud.

Damit der An- und Abtransport der Waren auch über die Schiene erfolgen konnte, wurde mit dem Bau einer Hafenbahn begonnen. Der Anschluß der Hafenbahn an die Gleise der Reichsbahn war wegen der unmittelbaren Nähe des Zollbahnhofs Palmrain recht einfach.

Die neue Hafenbahn konnte im Jahre 1938, ein Jahr nach der Schließung der Bahnlinie St. Ludwig - Weil, den Betrieb aufnehmen.

Das Gütergleis zwischen Basel Bad Rbf Gruppe A (Stellwerk 6) und Palmrain diente fortan als Zufuhrgleis für den Rheinhafen Weil. Die noch vorhandenen Gleise 7, 8 und 9 des Bf Palmrain wurden fortan als "Vorstellgruppe Palmrain" für den Rheinhafen verwendet. Dort wurde die einfache Weiche 20 (westliches Ende Gleise 8/9) durch eine doppelte Kreuzungsweiche ersetzt und galt fortan als Übergabepunkt zum Gleisanschluß Rheinhafen.

Die Deutsche Reichsbahn erstellte zum 25. März 1938 eine besondere Bedienungsanweisung (Betriebsvorschrift) für die Hafenbahn. Diese ist leider nicht mehr erhalten, dafür aber die

Bedienungsanweisung gültig ab 1. Mai 1951,

welche die Anweisung aus dem Jahre 1938 ersetzte.

In den ersten Jahren wurden über die Hafenbahn ebenfalls überwiegend Kohlen in Richtung Hochrhein und Wiesental abtransportiert, im Versand verließ vor allem Holz den Hafen. Schnell kamen dann noch andere Güter hinzu, so daß der Hafen schon 3 Jahre nach seinem Bestehen einen Umschlag von 90.000 Tonnen verzeichnen konnte.

Am Ende des 2. Weltkriegs waren dann nahezu alle Anlagen des Hafens vollständig zerstört und man musste von vorn beginnen.

Ab 1947 konnten wieder Güter umgeschlagen werden. Immer mehr Firmen siedelten sich im Hafengebiet an. 1950 erhielt der Gleisanschuß einen Nebenanschließer. Ende 1950 waren 4 Kräne in Betrieb, mit welchen jährlich 500.000 Tonnen Güter umgeschlagen wurden.


Am Kran 3 im Hafen Süd

Beim Bau der Straßenbrücke nach Frankreich im Zuge der Bundesstraße 532 im Jahre 1979 konnte der östliche Brückenpfeiler der ehemaligen Eisenbahnbrücke für die Straßenbrücke verwendet werden. Die neue Straße entstand überwiegend auf dem auf dem Gelände des ehemaligen Grenzbahnhofs Palmrain, die Zufahrtsgleise zum Rheinhafen sowie die Vorstellgruppe Palmrain mussten ein Stück nach Norden verlegt werden.


Am 27. September 2006 stattete die historische Kandertalbahn dem Rheinhafen einen Besuch ab.
Am südlichsten Ende des Hafens wartet der Dampfzug auf Fahrgäste.

294 100 rangiert im Hafen Süd
Foto: © Reinhold Utke

Im Jahre 1984 wurde etwa 2 Kilometer nördlich des Rheinhafens der "Hafen Nord" in Betrieb genommen und der ursprüngliche Rheinhafen in "Hafen Süd" umbenannt.

Der Hafen Nord dient überwiegend dem Umschlag von Massengütern und hat ebenfalls Gleisanschluß erhalten. Auf diesen Gleisen werden heute überwiegend Kohlen und Schrott umgeschlagen.


Kohlenverladung im Hafen Nord

Etwa um die selbe Zeit wie der Nordhafen entstand an der Zufahrt zum Südhafen eine neue Lagerhalle mit 4 Gleisen als weiterer "Nebenanschluß". Da diese Halle nur von Norden her bedient werden kann, entstand in ihrer Nähe ein Gleisdreieck.

Zwischen Hafen Süd und Hafen Nord entstand 1998 ein weiterer Hafenteil - das Container-Center. Es dient dem Containerumschlag vom Schiff auf Straße und Bahn und hat selbstverständlich auch einen Gleisanschluß erhalten. Der Umschlag von Containern auf die Scheine ist dort derzeit allerdings sehr gering, dies soll sich allerdings in nächster Zeit ändern.


Am 27. September 2006 war der historische Dampfzug der Kandertalbahn im Container-Center zu Besuch.

 

Schematischer Gleisplan der Hafenbahn
Mit freundl. Genehmigung der Rheinhafengesellschaft Weil am Rhein mbH

Die Hafenbahn nennt sich neuerdings "Seviceeinrichtung Hafen Weil am Rhein".

Die Gleisanlagen der Rheinhafengesellschaft Weil am Rhein haben mittlerweile eine Länge von ca. 4600 Metern, die Gleislängen der beiden Nebenanschlüsse betragen 960 Meter.

Das Rangiergeschäft auf den Gleisen der Hafenbahn wird von Loks und Personal der Deutschen Bahn (Railion) sowie seit 11. Dezember 2005 auch von SBB Cargo Deutschland durchgeführt.

Zum Einsatz kommen Lokomotiven der DB-Baureihe 294 und der SBB-Baureihe Am 843.

 

 

Im Jahre 2009 wurde der Rheinhafen von Weil 75 Jahre alt.

Das Museum am Lindenplatz in Weil am Rhein zeigte von Frühjahr bis zum 11. Oktober 2009 in einer Ausstellung unter dem Motto "Rheinkilometer 171,0" ein lebendiges Portrait des Hafens.

 

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