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Die Bahnlinie St. Ludwig - Leopoldshöhe

 

Bereits im Jahre 1863 hegte man Pläne, neben der bereits in Kehl bestehenden Rheinbrücke in das Elsaß bei Leopoldshöhe (heute: Weil am Rhein) eine weitere Bahnverbindung vom Elsaß nach Baden zu erstellen. Ein entsprechender Staatsvertrag lag nach zahlreichen Verhandlungen dann im Jahre 1870 vor. Allerdings gelangte er, nachdem am 19. Juli 1870 Frankreich den Preußen den Krieg erklärt hatte, nicht mehr zur Unterzeichnung.

Am 10. Mai 1871 unterzeichneten Otto von Bismarck und Jules Favre den Frankfurter Frieden und das Elsaß und Lothringen wurden Deutsches "Reichsland".

Die Eisenbahnlinien im Elsaß und in Lothringen wurden fortan von Berlin aus als "Reichseisenbahnen Elsaß-Lothringen" verwaltet. In Straßburg wurde eine Direktion eingerichtet.


Situationsplan 1890

Da man einen weiteren Krieg mit Frankreich befürchtete, waren die Militärs sowie die Regierungen in Berlin und Baden an weiteren Eisenbahnverbindungen vom Oberelsaß über den Rhein nach Baden interessiert.

Am 22. August 1874 unterschrieben die Regierungen des Deutschen Reiches und des Großherzogtums Baden den Vertrag über den Bau von Eisenbahnlinen von Leopoldshöhe (Weil) nach St. Ludwig, von Müllheim nach Mülhausen und von (Alt-)Breisach nach Colmar.

Die Bahnlinie von Leopoldshöhe nach St. Ludwig sollte spätestens am 1. Mai 1877 dem Betrieb übergeben werden.

Dieser Termin konnte allerdings nicht ganz eingehalten werden: Am 11. Februar 1878 verkehrte der erste Zug.

Über die Eröffnungsfeierlichkeiten berichtete damals die Basler National-Zeitung wie folgt:

(Die National-Zeitung hat sich allerdings im Eröffnungstermin geirrt, die Eröffnung fand tatsächlich am 11. Februar 1878 statt)

Von der bei Betriebseröffnung insgesamt 5,63 km langen Strecke lagen 1,8 km auf badischem Gebiet. Größtes Bauwerk war die 280 Meter lange Brücke über den Rhein.

Baustelle Palmrainbrücke in Sommer 1877
Foto: "Das Markgräflerland" Heft 2/1986
mit freundl. Genehmigung des Geschichtsverein Markgräflerland e.V.


Der Bahnhof Hüningen auf einer Ansichtskarte
Foto: "Das Markgräflerland" Heft 2/1986
mit freundl. Genehmigung des Geschichtsverein Markgräflerland e.V.

Die neue Bahnline war anfangs anscheinend sehr rentabel. Es gab durchgehende Züge von Basel über Leopoldshöhe (Weil) nach Mülhausen und über mehrere Jahre hinweg auch eine Kurswagenverbindung Konstanz - Basel - Leopoldshöhe - St. Ludwig - Straßburg - Paris.

In den Zügen zwischen St. Ludwig und Lörrach gab es auch Bahnpost. Dies beweist eine Postkarte aus dem Jahre 1900:

Die Postkarte wurde am 20. Juni 1900 mit der Bahnpost im Zug 371 befördert. Ziel der Karte war Baden-Baden.

Daß die Post damals wesentlich schneller am Ziel war als heute, beweist der Eingangsstempel. Eingang in Baden-Baden noch am selben Tag zwischen 14.00 Uhr und 15.00 Uhr!

Nachdem am 20. Mai 1890 die strategischen Bahnlinien Leopoldshöhe (Weil) - Lörrach; Schopfheim - Säckingen und Weizen - Immendingen eröffnet waren, gab es durchgehende Personenzüge zwischen St. Ludwig und Lörrach.

Einziger Unterwegsbahnhof war damals das im Elsaß gelegene Hüningen.

Auch im Güterverkehr wurde die neue Strecke rege genutzt. Die Güterzüge verkehrten anscheinend nur werktags.

In der "Bahnhoffahrordnung des Gr. Stationsamt Basel Rbf" gültig vom 1. Mai 1914 bis 30. April 1915, sind für die Ausfahrgruppe F folgende abgehende Güterzüge nach St. Ludwig verzeichnet:

Zug-Nr.
Abfahrt
Lok-Gattung
Zug-Nr.
Abfahrt
Lok-Gattung
6921
4.13
VII a
6937
16.41
VI b
6923 Bedarf
6.27
6931
18.19
VII a
6929 Bedarf
10.07
6933 Bedarf
19.30
6925
11.14
VII a
6935
23.10
VII a

In der Anfahrtsgruppe A sah der Fahrplan folgende Eingangszüge aus St. Ludwig vor:

Zug-Nr.
Ankunft
Lok-Gattung
Zug-Nr.
Ankunft
Lok-Gattung
6934
0.58
6928
13.29
VII a
6922
5.53
VII a
6944
16.08
VI b
6926 Bedarf
8.31
6932
20.47
VII a
6930 Bedarf
11.26
6936 Bedarf
21.05

Im Zuge des Baus des "Verschubbahnhofs Basel" musste auch das Gleis zwischen Weil - Leopoldshöhe und der Rheinbrücke umgelegt werden. Verlief dieses Gleis einst quer durch das Gelände des Nordteils des künftigen Verschubbahnhofs, so wurde es jetzt parallel zum neuen Gütergleis von Weil - Leopoldshöhe zur Anfahrtsgruppe A (nördliches "Schlaufengleis") des Verschubbahnhofs verlegt. Somit wurde die Strecke um etwa 2,2 km verlängert. Gleichzeitig entstand ein Verbindungsgleis als direkte Zufahrt für die Güterzüge aus dem Elsaß in die neue Anfahrtsgruppe A des Verschubbahnhofs.
An der Stelle, wo sich die beiden neuen Gleise trafen, errichtete man ein Stellwerk mit der Funktion als Abzweigstelle und nannte es "Blockstelle Palmrain".


Ausschnitt aus dem Gleisplan des Verschubbahnhofs Basel vom Februar 1916
mit Änderungen Stand 1924 (rot eingezeichnet)


Feldweg-Überführung "Palmrainweg" etwa bei Bahnkilometer 2,8 im Jahr 1913
Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

Beide Linien konnten am 20. November 1911 dem Betrieb übergeben werden, gleichzeitig mit dem neu erbauten Bahnhof Weil-Leopoldshöhe.

Im Zuge des Baus des "Verschubbahnhofs Basel" musste auch das Gleis zwischen Weil - Leopoldshöhe und der Rheinbrücke umgelegt werden. Verlief dieses Gleis einst quer durch das Gelände des Nordteils des künftigen Verschubbahnhofs, so wurde es jetzt parallel zum neuen Gütergleis von Weil - Leopoldshöhe zur Anfahrtsgruppe A (nördliches "Schlaufengleis") des Verschubbahnhofs verlegt.

Die Lage des Haltepunktes Haltingen Süd
(Ausschnitt aus dem Gleisplan des Verschubbahnhofs Basel vom Februar 1916)
(Schwarze Linie mit roten Kreuzen: Gleis Weil-Leopoldshöhe - Blockstelle Palmrain bis 31.05.1922; Rote Linie mit schwarzen Kreuzen: Gleis Weil-Leopoldshöhe bis Zollbahnhof Palmrain von 1.6.1922 bis 03.04. 1937; Schwarze Linie ohne Kreuze: Gleis Weil-Leopoldshöhe - Basel Rbf Gruppe A.)

Die Arbeiten zum Bau des Stationsgebäudes Haltingen Süd waren bereits 1909 vergeben worden. Zur selben Zeit entstand in dessen Nähe ein Dienstwohngebäude, welches auch heute noch erhalten ist. Das Stationssgebäude wurde abgerissen.

Eine großen Einbruch für die Strecke gab es nach dem 1. Weltkrieg. Das Elsaß wurde wieder französisch. Der durchgehende Personenverkehr zwischen St. Ludwig und Lörrach wurde aufgegeben. Die Personenzüge bendeten bzw. begannen jetzt in Weil - Leopoldshöhe.

In einem Regierungsabkommen mit Frankreich wurde am 18. Dezember 1919 die Anlage und den Ausbau der badisch-elsässischen Grenzbahnhöfe beschlossen.

Während man bei den Bahnhöfen in Wintersdorf, Kehl, Breisach und Neuenburg die vorhandenen Anlagen ohne größeren Aufwand zur Grenzabfertigung nutzen konnte, musste man an der Bahnlinie St. Ludwig - Leopoldshöhe östlich der Rheinbrücke den

Zollbahnhof Palmrain

bauen. Weniger aufwändig wäre es gewesen, die Zollabfertigung im nahegelegenen Verschubbahnhof Basel zu erledigen, jedoch stimmte Frankreich dieser Variente nicht zu.

Die Eröffnung des Zollbahnhofs erfolgte am 1. 6. 1922. Er wurde dem Stationsamt Basel Rbf als besondere Abteilung angegliedert.

Abermals mussten die Gleisanlagen auf der Zufahrtslinien geändert werden: Das Gleis zwischen Weil-Leopoldshöhe und Palmrain wurde verschoben (im Plan oben rot eingezeichnet). Die "Blockstelle Palmrain" wurde geschlossen, dafür wurden im neuen Zollbahnhof 2 Stellwerke errichtet. Geschlossen wurde auch der Haltepunkt Haltingen Süd.

Das Zufahrtsgleis von und zur Anfahrtsgruppe A des Verschubbahnhofs Basel wurde als Rangiergleis betrieben.


Fahrplan von 1929.
Damals gab es noch in jeder Richtung drei durchgehende Personenzüge zwischen St. Ludwig und Weil.

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