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Abbau der Oberleitung

Die Oberleitung der Wehratalbahn blieb auch nach der Stilllegung des Teilabschnittes Schopfheim - Wehr sowie der Stilllegung des Personenverkehrs auf dem Teilabschnitt Wehr - Säckingen vorerst weiter unter einer Spannung von 15000 Volt.

Nur so konnte kontrolliert werden, ob die Leitung noch überall intakt ist.

In der Folgezeit passierten allerdings verschiedene Starkstrom-Unfälle durch Unbefugtes Besteigen von Masten und abgestellten Wagen. Auch der Diebstahl der Kupferleitung wurde mehrmals versucht. Die örtliche Presse startete eine Kampagne gegen die immer noch unter Strom stehende Oberleitung und siegte.

Die damalige Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn in Frankfurt erteilte der Bundesbahndirektion in Karlsruhe die Weisung, die Oberleitung der Wehratalbahn sofort abzuschalten.

Dieser Anweisung wurde am 1. Sptember 1977 um 15.00 Uhr Folge geleistet.

Gegen einige Verantwortliche wurde anschließend sogar ein Gerichtsverfahren eingeleitet.

Im "EW-Report", den Vereinsmitteilungen der Eisenbahnfreunde Wehratal e.V., lesen wir damals:

Am Montag, 5. September erschien auf der Wehratalbahn der Turmtriebwagen der Fahrleitungsmeisterei Haltingen, verstärkt durch einen weiteren Turmtriebwagen aus Freiburg. Zunächst wurden die Bahnübergänge vom Fahrdraht befreit.

Der Fahrdraht wurde in handliche Stücke geschnitten und in Gitterbox-Paletten gepackt.
Die Mannschaften der beiden Turmtriebwagen machten damals sogar Überstunden. Jeden Abend musste der Direktion in Karlsruhe Bericht über den Fortgang der Arbeiten erstattet werden.

Die "Befreiung der Bahnübergänge" war am 9. September 1977 beendet. Die weiteren Arbeiten an der Stecke erfolgten anschließend.

Die Masten wurden vorerst stehen gelassen, die Ausleger wurden abgeklappt.

(Sorge bereiteten der Presse damals auch ein im Bahnhof Wehr abgestellter Leergüterzug. Die Presse war der Ansicht, man hätte vergessen, vor der Stromabschaltung den Güterzug abzuholen. Ene Abholung bei abeschaltetem Strom sei eine schwierige Sache, da eine Diesellok ja nur ein bis zwei Wagen ziehen könne.)

Die weiteren Abbau-Arbeiten erfolgten dann, wenn die Mannschaft des Haltinger Turmtriebwagens gerade keine andere Arbeiten zu verreichten hatten, gingen aber relativ schnell voran. Im Oktober 1977 war bereits die gesamte Leitung zwischen Schopfheim und Wehr - außer dem Fahrnauer Tunnel - entfernt. Im Januar 1978 hingen im Bahnhof Säckingen nur noch die Quertragwerke. Bei schlechtem Wetter arbeitete man im Fahrnauer Tunnel.

Am 3. September 1979, zwei Jahre nach Abschaltung des Stromes, begann dann die Firma AEG damit, die Oberleitungsmasten abzubauen. Die ersten Masten fielen im Bahnhof Wehr.

3. September 1979: Im Bahnhof Wehr wird der erste Oberleitungsmast entfernt.
Foto: © Karl Volz

Eigens für diese Abbauarbeiten war immer von Montag bis Freitag eine Kleinlok in Wehr stationiert.

Wann die Arbeiten zum Abbau der Masten zu Ende waren, ist leider nirgends vermerkt.

Weil zum damaligen Zeitpunkt Pläne existierten, die Hochrheinstrecke zu elektrifizieren, ließ man die Turmmasten im Bahnhof Säckingen zunächst stehen. Sie wurden erst im Sommer 2006 entfernt. Als einziger Mast im Bahnhof Bad Säckingen blieb der Mast Nr. 302.20a stehen. Seine Beseitigung wäre wohl zu aufwändig gewesen.

Der letzte Oberleitungsmast in Bad Säckingen, entdeckt am 11. März 2007.
Er ist in das Dach der ehemaligen Lagerhalle, heute als Stadtbibliothek genutzt, eingebunden. Seine Beseitigung wäre wohl zu aufwändig gewesen.
Foto: © Thomas Hebding

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