17.04.2003 05:26

"Noch haben sie's nicht kaputt gemacht"
Landratsamt stoppte Abbauarbeiten an alter Eisenbahnbrücke - Warten auf Gutachten
"Bedauerlich" nennt Gitta Reinhardt-Fehrenbach vom Landesdenkmalamt in Freiburg nach der Inspektion vor Ort den Zustand der alten Eisenbahnbrücke bei Wehr. Sie soll als Kulturdenkmal erhalten werden. Die Deutsche Bahn AG hat dort unerlaubt Schienen und Geländer entfernt. Das Landratsamt hat die Arbeiten gestoppt und wartet auf das Gutachten aus Freiburg.
Wehr
VON HEINZ HILBRECHT
 
Bild:
Beschädigt, aber nicht zerstört ist die Denkmaleigenschaft der Wehra-Brücke. Die Deutsche Bahn AG hat dort Gleise und Geländer abgebaut, ohne die geforderte Genehmigung vom Denkmalamt. Foto: Hilbrecht

Wehr - Die alte Eisenbahnbrücke über die Wehra ist als Kulturdenkmal noch nicht zerstört, stellt Gitta Reinhardt-Fehrenbach vom Landesdenkmalamt in Freiburg fest. Sie war in der vergangenen Woche in Wehr und hat die Brücke untersucht. Denn im März hatte dort die Deutsche Bahn AG Schienen, Schwellen, Abdeckbleche und das Geländer entfernt. Das Problem: Die Brücke steht unter Denkmalschutz (der SÜDKURIER berichtete). Jeder Abbau hätte vom Denkmalamt genehmigt werden müssen, wie Landrat Bernhard Wütz schon 1990 angeordnet hat. Aber die Deutsche Bahn will bei der Vorbereitung der Arbeiten vom Denkmalschutz der Brücke nichts gewusst haben.

Allerdings gibt es einen Brief von 1990, in dem die Bahndirektion selbst auf den Denkmalschutz verweist. Nach der Untersuchung in der vergangenen Woche stellt Gitta Reinhardt-Fehrenbach fest: "Es ist noch ein Kulturdenkmal." Wertvoll sei die Brücke als Denkmal der Technikgeschichte durch die Art der Konstruktion und für die Regionalgeschichte am Hochrhein. 1888 war Baubeginn und 1890 war die Brücke fertig. Durch die Abbauarbeiten der Deutschen Bahn AG hätte die Brücke so weit zerstört werden können, dass sie als Kulturdenkmal entwertet worden wäre. "Aber sie haben es noch nicht kaputt gemacht", stellte die Denkmalschützerin fest.

Der Denkmalschutz in Waldshut und Freiburg hat erst durch den Bericht des SÜDKURIER von den Arbeiten an der Eisenbahnbrücke erfahren. Doch die Reaktion aus Waldshut kam sofort. Landrat Bernhard Wütz hat umgehend die Einstellung aller Arbeiten durch die Deutsche Bahn AG angeordnet. In Waldshut entscheidet die untere Denkmalschutzbehörde nun über weitere Schritte.

Gitta Reinhardt-Fehrenbach ist nämlich nur für die wissenschaftliche Bewertung zuständig. Die rechtliche Bewertung liegt in den Händen des Landratsamts. Allerdings ist dort der schriftliche Bericht aus Freiburg noch nicht eingetroffen. Erst mit dem Gutachten in der Hand kann die untere Denkmalschutzbehörde über weitere Schritte entscheiden, wie sie dem SÜDKURIER erklärte. "Das hat schon Konsequenzen", stellte Gitta Reinhardt-Fehrenbach nach der unerlaubten Aktion der Deutschen Bahn AG fest.

Vor allem müsse jetzt verhindert werden, dass die abgebauten Teile verschwinden. Wo das alte Eisengeländer der Brücke geblieben ist, sei vorerst nicht geklärt. Auch an den rohen Verhauen, die jetzt ein Betreten der Brücke verhindern sollen, störte sich die Denkmalschützerin aus Freiburg.

Die Deutsche Bahn hatte die Bretterwände von ihren Mitarbeitern bauen lassen, um Kinder von der Brücke fern zu halten. Insgesamt hätten die Arbeiten der Sicherung gegen Unfälle dienen sollen, erklärte die Deutsche Bahn AG dem SÜDKURIER. Die Gemeinde habe das verlangt. Aber auch bei der Stadt Wehr hat die Deutsche Bahn AG ihr Vorhaben und den Bautrupp nicht angekündigt, berichtete Stadtbaumeister Arnulf Burger.

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