zurück

Badische Zeitung vom Freitag, 22. April 2005

Neue Signale für die Wehratalbahn

Gutachten soll Perspektiven als Nahverkehrsstrecke ausloten / Trasse derzeit noch frei / Bahn wollte Grundstücke verkaufen

Von unserem Redakteur Willi Adam

WEHR. Ein Gutachten soll klären, ob die Wehratalbahn eine Zukunft hat. Kommt die Strecke nach realistischer Bewertung nicht mehr für den Personenverkehr in Frage, wird die Deutsche Bahn die Grundstücke verkaufen. Der Gemeinderat hat am Dienstag den Nahverkehrsexperten Ulrich Grosse mit dem Gutachten beauftragt.

"Es geht nicht darum, wie wir die Strecke wieder in Betrieb nehmen, sondern allein darum, ob es überhaupt eine Perspektive gibt", sagte Bürgermeister Michael Thater in der Diskussion. Zunächst müsse man sich alle Möglichkeiten offen halten. Seit 1971 verkehren auf der Wehratalbahn keine Personenzüge mehr und der letzte Güterzug verließ Wehr im Jahr 1990. Trotzdem ist die gesamte Trasse zwischen Bad Säckingen und Schopfheim noch als Eisenbahnlinie deklariert und vollständig freigehalten. Allerdings versucht die Bahn, über ihre Tochtergesellschaften Grundstücke zu verkaufen - an die Stadt und auch an private Anlieger der Trasse.

Würde nur ein Grundstück veräußert, wäre die theoretische Chance auf eine Wiederinbetriebnahme der Strecke vertan. In einer Machbarkeitsstudie zur Regio-S-Bahn Basel, in die auch die Strecke Basel-Zell eingebunden ist, wurde 1994 empfohlen, die Wehratalbahn zunächst frei zu halten. Weitere Aussagen über die Wirtschaftlichkeit einer solchen Bahnverbindung enthielt die Machbarkeitsstudie nicht. In Absprache mit den Städten Schopfheim und Bad Säckingen sowie mit den Landkreisen Waldshut und Lörrach kam Bürgermeister Thater überein, für 9000 Euro einen Nahverkehrsexperten mit einer fundierteren Studie zu beauftragen. Er soll nun die Entscheidungsgrundlage dafür liefern, ob die Strecke endgültig aufgegeben und verkauft wird, oder ob eine Perspektive als Nahverkehrslinie bewahrt werden soll.

Auch wenn eine Wiederbelebung der Wehratalbahn noch lange nicht zur Diskussion steht, zeigte sich der Gemeinderat von dem Gedanken sehr angetan. Grundsätzlich gab es keine Vorbehalte gegen das Gutachten, an dem sich Wehr mit 3000 Euro beteiligen wird. "Wir begrüßen das Gutachten und hoffen auf den Nahverkehr", sagte Doris Richter für die Grünen. Sie schlug vor - genauso wie später Wolfgang Meier (Republikaner) - die Einrichtung zusätzlicher Haltepunkte zu prüfen. FDP-Stadtrat Wolfgang Eckert fragte an, ob der Gutachter nicht gleich über eine Verlegung der Trasse nachdenken könne, damit die Wehratalbahn näher an die Stadt gerückt werde. Christoph Schmidt (Freie Wähler) sah das Gutachten auch als ein Beleg für die Orientierung von Wehr in Richtung Basel und Horst Scraback (CDU) empfahl dringend, bei den Überlegungen auch die Schweizer Bundesbahnen in Betracht zu ziehen.

Bürgermeister Thater mochte all diesen Vorschlägen nicht widersprechen. Er verwies jedoch auf den Ablauf der Regio-S-Bahn auf deutscher Seite. Derzeit werden auf der Wiesentalbahn und zwischen Lörrach-Weil Haltepunkte ausgebaut. Danach werden in Basel Badischer Bahnhof Weichen so verlegt, dass Züge von Zell bis nach Basel SBB fahren können. Später wird die Hochrheinbahn in die Regio-S-Bahn eingebunden. "Dann wird die Wehratalbahn als Verbindung zwischen Rheintal und Wiesental vielleicht interessant", sagte Thater, "wir reden also nicht über morgen, sondern über die Zeit in ein paar Jahren."

zurück