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Der Bahnhof Wehr

Der Bahnhof Wehr liegt in Kilometer 9,170 auf einer Höhe von 353,099 Meter über N.N.

Wehr als größter Unterwegsbahnhof besaß ein durchgehendes Hauptgleis (Gleis 2), ein Überholungs-und Kreuzungsgleis (Gleis 1) sowie ein Abstell- und Ladegleis (Gleis 3) und ein Freilade-und Stirnrampengleis (Gleis 4) mit Drehkran.

Der älteste uns vorliegende Gleisplan des Bahnhofs Wehr stammt aus dem Jahr 1923
© Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

An das Empfangsgebäude war der Güterschuppen angebaut. Der Güterschuppen war allerdings bald zu klein und wurde bereits im Jahre 1892 erweitert.

Der Abnahmeplan für die Vergrösserung der Güterhalle vom 28. November 1892 (Ansicht gegen die Straße)
© Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

An weiteren Gebäuden gab es in Wehr neben dem Empfangsgebäude ein " Abtritt - und Oekonomiegebäude", zwei Wärterhütten (Wartstation 8) links und rechts der Landstrasse nach Öflingen sowie am Westende des Bahnhofs Richtung Schopfheim (an der Landstrasse nach Dossenbach) die "Bahnwartstation No. 7". Außerdem wurde auf der Südseite der Gleisanlagen in Höhe der Ausfahrsignale Richtung Öflingen ein Dienstwohngebäude für das Personal errichtet.
Zudem waren im Bahnhofsbereich zur Unterbringung von diversen Gerätschaften noch zwei Wagenkasten aufgestellt.

Dieses Foto des Bahnhofs Wehr dürfte Ende der Zwanziger Jahre entstanden sein,
das diensthabende Personal präsentiert sich auf dem Bahnsteig, der Prellbock am Hallengleis hat kurz zuvor wieder einmal einen unsanften Aufstoß erlitten.
Foto: Archiv Eisenbahnfr
eunde Wehratal e.V.

Bereits am 4. September 1918 schrieb die (wegen des 1. Weltkrieges) nach Lörach ausgelagerte Betriebsinspektion Basel an die (ebenfalls ausgelagerte) Maschineninspektion in Haltingen:

"Verschubbewegungen mit der elektr. Lok betr.
Am 2. dieses Monats ist auf der Stat. Wehr beim Verschubgeschäft des Zuges 7863 der Prellbock am Ende des Hallengleises durch starkes Anfahren der von einer elektr. Lok gestoßenen Rangierabteilung zertrümmert wurden. Bei diesem Anlaß hat die Stat. Wehr weiter berichtet, daß überhaupt tagtäglich die Wahrnehmung gemacht werden könne, wie die elektr. Lok alle Verschubbewegungen sehr unsanft ausführten. Da die gleiche Wahrnehmung auch anderwärts gemacht wird, ersuchen wir, dem Personal, dem die Bedienung der elektr Lok obliegt, durch Befehlsbucheintrag größere Vorsicht bei Verschubbewegungen mit diesen Lok zur Auflage zu machen."

Eine "Zentrale Stellwerksanlage" wurde in Wehr im Laufe des Jahres 1882 errichtet und ging im Jahre 1883 in Betrieb.

Der Bahnhof wurde mit 8 Fahrstraßen, 6 Weichenhebeln und 5 Signalhebeln ausgestattet. Die restlichen Weichen waren Handweichen. Die Signale waren damals nur einflüglig ausgestattet.

Der Bahnhof Wehr erhielt zwei Stellwerke, für die jedoch keine besonderen Stellwerksgebäude errichtet wurden.

Das Stellwerk I befand sich in einem eisernen Schutzkasten, das Fahrdienstleiter-Stellwerk II, welches
Weichen-, Block- und Signalkurbeln enthielt, stand im Freien neben dem Fahrdienstzimmer.

Der (wohl erst später eingebaute) Bahnhofsblock war mechanisch, die Abgabe der entsprechenden Befehle für die Abgabe der entsprechenden Befehle zur Signalbedienung zwischen Fahrdienstleiter und Stellwerk I erfolgte mittels Drahtzugleitungen. "Badischer Kugelblock" wurde diese Art Befehlsabgabe in Fachkreisen genannt.

Die gleiche Bauform gab es bis zur Inbetriebnahme des neuen elektromechanischen Stellwerks der Bauform E 43 am 13.7. 1965 auch im Bahnhof Schopfheim.

Dieser von Hand gezeichnete Gleisplan des Bahnhofs Wehr stammt aus einer Dienstanweisung
für das Lok- und Zugpersonal.
Er entstand wahrscheinlich zwischen 1921 und 1930

Beschauliche Zeiten am Bahnhof Wehr
Auf dem Bahnhofsplatz wartet die Kraftpost nach Todtmoos.
Die Aufnahme, welche uns die Stadt Wehr freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, dürfte um 1920 entstanden sein.

Der Bahnhof Wehr zwischen Einfahrsignal aus Richtung Schopfheim und Kirchsteigbrücke
Ein ET 25 mit angehängtem Postwagen befindet sich auf der Fahrt nach Schopfheim
Das Foto stammt von einer Postkarte und dürfte Ende 1930 entstanden sein.
Foto: © Slg. Waldemar Maltry


Was sonst noch so alles passierte beim Bahnhof Wehr:

Am 23. Oktober 1907 teilte die Großherzogliche Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen der Betriebsinspektion in Basel mit, daß "der Betrieb der auf dem Bahnhof Wehr aufgestellten 2 Stück Keros-Lampen" dem Stationsamt überwiesen wird. Für die Instandhaltuung der Einrichtung hat die Bahnbau-Inspektion Waldshut zu sorgen. "Das Stat. soll eine Bedarfsliste für das für den Rest des Jahres erforderliche Betriebsmaterial vorlegen."

Das Stationsamt Wehr legte dann eine Liste über das erforderliche Material vor mit der Bemerkung: "Den Bedarf an flüssigem ??? konnten wir nicht bestimmen, weil uns noch zu wissen nötig ist, wie viel ??? ein Zylinder hält und für welche Zeit ein Zylinder ausreicht."

Die Bahnbau-Inspektion Waldshut teilte mit, daß "die Flasche ??? reicht für die 200-kerzigen Keroslampen rund 300 Brennstunden."

(Wie das benötigte Brennmittel für die Keroslampen heißt, konnte leider nicht entziffert werden)

Vorstehendes Problem mit den Keroslampen dürfte sich allerdings bald darauf von selbst erledigt haben, denn am 30. April 1908 richtete die Großh. Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen an die Maschinen-Inspektion in Freiburg das nachstehende Schreiben:

"Wir ersuchen in Benehmen mit der B.J.(Betriebs-Inspektion) Basel und der Bb.J (Bahnbau-Inspektion) in Waldshut über die Einführung der elektrischen Beleuchtung des Bhfs. Wehr in einfachster Ausführung einen Entwurf nebst Kostenvoranschlag aufzustellen und vorzulegen."

Die Einführung der elektrischen Beleuchtung beim Bahnhof Wehr ging anscheinend recht schnell. denn bereits knapp ein Jahr später, am 7. April 1909 berichtete die Maschinen-Inspektion Freiburg nach Karlsruhe:

"Die Beleuchtung des Bahnhofs Wehr und der Dienstwohnung des Stat.Kontrolleurs im II. Stock des Aufnahmegebäudes ist am 5. d.M. in Betrieb genommen worden. Beide Anlagen funktionieren gut. Ausführungspläne und Verzeichnisse sowie Angaben über die Kosten folgen nach.
Der Stationsvorstand ist in der Bedienung der Anlage unterwiesen und hat zur Reserve 9 Tantallampen erhalten."

Der Stationsvorstand erhielt aus Basel noch eine Anweisung, welche täglichen und wöchentlichen Aufschreibungen und Berechnungen über den verbrauchten Strom er zu tätigen habe.


Ebenfalls im Jahre 1908 stellte der Wehrer Stationsvorstand Stephan einen Antrag um Errichtung einer Badeeinrichtung in seiner Dienstwohnung im Bahnhofsgebäude.


In den Akten aus dem Jahre 1908 ist auch ein Vorgang "Bewerfen von Zügen mit Steinen auf Stat. Wehr" zu finden. Anscheinend hatten in letzter Zeit Kinder mit den auf der (wohl unbefestigten) Fahrbahn der Kirchsteigbrücke herumliegenden Steinen nach vorbeifahrenden Zügen geworfen.

Die Generaldirektion in Karlsruhe richtete an die Bau-Inspektion in Waldshut die nachstehenden zwei Sätze:

"Wir bezweifeln, daß ein Abschluß der Fahrbahndecke der Kirchwegbrücke, wenn er nicht schon eine größere Höhe erhielte, ein zufälliges oder mutwilliges Herabstoßen von Steinen wirksam zu verhüten geeignet sei wird und glauben, daß eine Wiederkehr ähnlicher Vorkommnisse durch die vom Stat. bereits veranlasste Bekanntmachung und Belehrung in der Schule, die nötigenfalls von Zeit zu Zeit zu wiederholen sein wird, in genügender Weise vorgebeugt wird, wenn dazu noch der Gemeinde empfohlen wird, bei der Unterhaltung des Weges über die Brücke darauf besonders achten zu lassen, daß keine losen Steine herumliegen. Sollten indessen doch Bedenken dortseits vorliegen und sichere Abhilfe aus dem dortigen Vorschlag erhofft werden, so wäre ein entsprechender Entwurf mit Kostenberechnung zur weiteren Entschließung anhier vorzulegen."


Und am 12. November 1908 beschwert sich Direktor Denk von der Mech. Buntweberei Brennet bei der Großherzogl. Betriebsinspektion in Basel über die "Verhältnisse am hiesigen Bahnkörper".


Im Jahre 1912 wurden anscheinend per Verfügung der Staatsbahn Erhebungen über die Verladung von Vieh durchgeführt. Der Bahnhof Wehr berichtete am 12. August 1912 nach Basel:

"Auf hiesiger Station kommen durchschnittlich 1000 - 1200 Stück Großvieh und ebensoviel Kleinvieh zum Versand, dürfte deshalb nach obenangeführter Verfügung zu den Stationen mit größerem Viehverkehr zählen. Die Viehverladerampe ist nicht mit undurchlässigem Boden versehen"

Mit Erlass der Generaldirektion vom 4. Dezember 1912 gestattet diese "in jederzeit widerruflicher Weise" dem Kurverein Todtmoos die Aufstellung einer Tafel im Bahnhof Wehr zwischen Aufnahme- und Abortgebäude. Hierfür hat der Kurverein eine jährliche Gebühr von 5 Mark zu entrichten.


In der Nacht vom 28. zum 29. Dezember 1913 wurde beim Bahnhof Wehr einen Einbruch verübt.


Am 30. August 1916 erteilte die Großh. Generaldirektion der Bad. Staatseisenbahnen der Zentral-Eisenbahnbuchhandlung Karl Schmitt in Heidelberg die Genehmigung zur Aufstellung eines Bücher- Automaten im Bahnhof Wehr.


Am 25. Oktober 1920 erbat die Firma Neflin & Rupp, Mokett- und Teppichwerke in Wehr (später: Teppichweberei Wehra AG) bei der Generaldirektion in Karlsruhe die Genehmigung, zur schnelleren Abfertigung der aufgelieferten Stückgüter die Eintragung des wirklichen Gewichtes in die Frachtbriefe selbst vornehmen zu dürfen. Das Stationsamt Wehr unterstützte diesen Antrag, "die Firma ist vertrauenswürdig und zuverlässig", schrieb der Stationsvorsteher.
Dem Antrag wurde statt gegeben. Die Firma durfte für Stückgüter nach deutschen Eisenbahnen die Gewichte selbst ermitteln, mit der Maßgabe, "daß die Gewichte dieser Stückgüter von Ihnen selbst genau festgestellt und an vorgesehener Stelle des Frachtbriefes eingetragen werden."

Die Station Wehr erhielt Anweisung, wöchentlich mindestens an zwei Tagen die vom Absender angegebenen Gewichte stichprobenweise nachzuprüfen.

Auch die Firma Zellitspinnerei u. Bindfadenfabrik GmbH hatte im Jahre 1920 den Antrag gestellt "die Gewichte der im Betriebe gewogenen Sendungen amtlich vom Stationsamt anzuerkennen". Auch dieser Firma bescheinigte das Stationsamt "Verantwortungswürdigkeit" , und so wurde auch dieser Antrag genehmigt.


Wohl wegen des stark zunehmenden Verkehrs zum Sanatoriom Wehrawald in Todtmoos ging am 26. Januar 1921 bei der Generaldirektion in Karlsruhe aus Todmoos ein Antrag auf Errichtung einer Fahrkarten-Verkaufsstelle in Todtmoos ein.
Die Generaldirektion antwortete wie folgt:

"Herrn W. Scherer in Todtmoos. Ein Bedürfnis zur Errichtung einer Fahrkarten-Verkaufsstelle in Todtmoos kann nach dem Ergebnis unserer Erhebungen z.Zt. nicht anerkannt werden. Wir können ihrem Antrag deshalb keine weitere Folge geben."


Am 10. April 1921 stellte der Bahnhofsvorstand von Wehr an die Generaldirektion in Karlsruhe einen Antrag auf bauliche Erweiterungen und Veränderungen beim Bahnhof Wehr.


Infolge der Einrichtung einer Reichs-Postbuslinie zwischen Todtmoos und Wehr schloss schloss die Reichsbahndirektion Karlsruhe im Jahre 1923 mit der Reichspost- und Telegraphenverwaltung, Oberpostdirektion Konstanz, einen Vertrag zur Überlassung eines Lagerplatzes von 60 qm auf dem Gelände des Bahnhofs Wehr zur Errichtung eines Betriebsstofflageraumes. Die "Überlassung" begann am 1. Oktober 1923. Die Reichspost vergütet dafür jährlich je qm 0,3 Goldmark, im Ganzen 18 Goldmark in Monatsbeträgen jeweils nachträglich an die Stationskasse Wehr. "Für die Berechnung der Monatsvergütung ist jeweils der amtliche Goldmarkstand am letzten Tag des Monats maßgebend, für den die Vergütung fällig ist".
Am 7. Dezember 1923 wurde dem Vertrag angefügt: "Wird der Mietzins nicht in Gold- oder Rentenmark entrichtet, so ist der schuldige Betrag in Papiermark , die bis auf weiteres gesetzliches Zahlungsmittel bleibt, zu dem am Zahlungstage gültigen Goldmark-Kurs umzurechnen."
Ab 1. Oktober 1925 wurde die Mietvergütung dann auf jährlich 24 Reichsmark festgesetzt.


Mitte Oktober 1925 ging bei der Reichsbahdirektion in Karlsruhe ein Gesuch des Landesverbandes des Badischen Einzelhandels in Karlsruhe zwecks

betreffend ein.


Am 30. November 1925 stellte der Gewerbeverein Wehr an die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft, Reichsbahndirektion Karlsruhe, einen


Als am 3. September 1939 Frankreich Deutschland den Krieg erklärte, wurde aus Sicherheitsgründen ein Teil der Bevölkerung der Orte entlang des Rheins evakuiert. Wehr diente damals als Sammelpunkt für die zu Evakuierenden.


Im April 1944 schrieb der Landrat in Säckingen an den Vorstand der Reichsbahn-Verkehrsamtes Basel und schlug vor, den Wartesaal im Bahnhof Wehr für die zum Lungen -Sanatorium Wehrawald in Todtmoos anreisenden TBC-Kranken zur Übernachtung frei zu geben.

Er erhielt allerdings am 28. April 1944 eine Absage. Sie wurde wie folgt begründet:

"Aus sanitären Gründen wäre es unverantwortlich, einen Raum, in dem Tag für Tag Reisende mit Kindern verkehren, für Übernachtungen von TBC-Kranken geöffnet zu halten. Ausserdem fehlt es an Reichsbahnpersonal, um die Beförderungsgüter sowie die Fahrkarten- und Kassenbestände nachts zu bewachen. Auch hat die Erfahrung gelehrt, dass bei nachts geöffnetem Wartesaal die Schaltervorräume verunreinigt werden.
Aus diesen Gründen ist es leider nicht möglich, Ihren Vorschlag weiter zu verfolgen."



Am Bahnhof Wehr wird immer noch gebaut

aber

im Modell ist er bereits fertig:

Bahnhof Wehr im Modell (Spur 0), erbaut von Vereinsmitglied Roland Haas
Foto: © Frowald Rünzi

Bahnhof Wehr im Maßstab 1:87 (Spur H0) - Straßenseite -
erbaut von Vereinsmitglied Max Müller †

Bahnhof Wehr im Maßstab 1:87 (Spur H0) - Gleis-Seite -
erbaut von Vereinsmitglied Max Müller †

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