zurück

Der Zollbahnhof Palmrain

Die Einrichtung des Grenzbahnhofs bzw. Zollbahnhofs Palmrain wurde in einem Regierungsabkommen zwischen der Verwaltung der Eisenbahnen in Elsaß und Lothringen und der Deutschen Reichsbahn beschlossen.

Die Vertragsverhandlungen dauerten vom 27. November bis zum 2. Dezember 1919. Die Vertragsunterzeichnung erfolgte am 18. Dezember 1919.

Die damalige Eisenbahndrektion in Karlsruhe berichtete an das Stationsamt Basel Rbf (als künftig für den neuen Bahnhof Palmrain zuständige Stelle) über die Planungen zum Grenzbahnhof und übersandte auch einen Auszug aus dem Grenzabkommen.

Der Zollbahnhof Palmrain wurde dann am 1. Juni 1922 eröffnet.

Die Deutsche Reichsbahn, Eisenbahn-Generaldirektion Karlsruhe erließ unter Nr. A. 6. Zb 41. am 9. Mai 1922 die nachstehende Verfügung über die Eröffnung des neuen Bahnhofs:

Eröffnung des neuen Zollbahnhofs Palmrain betr.

"Am 1. Juni 1922 wird der Grenzbahnhof Palmrain eröffnet.

Der Bahnhof, der nur der zolldienstlichen Abfertigung des Durchgangsverkehrs für Personen, Gepäck, Güter, Fahrzeuge und Tiere dient (Ortsverkehr ist ausgeschlossen), wird vorerst dem Stationsamt Basel Rbf als besondere Abteilung angegliedert.

Der Dvst (= Dienststellenvorsteher) von Basel Rbf führt bis auf weiteres die Dienstaufsicht und sorgt für die reibungslose Inbetriebnahme.

In tariflicher Hinsicht gilt Palmrain als selbständige Station.

Der Güterverkehr wird über Basel Rbf geleitet und durch Übergabezüge nach besonderer Dienstanweisung zwischen Basel Rbf und Palmrain bedient.

Der Verschubdienst wird durch Lok und Rangierpersonal von Basel Rbf ausgeführt.

Der Kopfstand wird vorläufig wie folgt festgesetzt:

Dienstposten
Art der Dienstgeschäfte
Wertung
Zahl
 
DP II
1
Leitung, Stationskasse, monatl. Hauptgüterrechnunsabschluß;
Diensteintei,ung, Schriftverkehr, Unterricht
DP III
(vorübergehend)
1
Aufstellung der Tarife und Ingangsetzung des Betriebs
DP III
2
Güterabfertigungs- und Zolldienst
DP III
1
Personendienst ( Fahrkarten- und Gepäckschalter, Zollabfertigung)
und Beihilfe im Güterdienst
Wchwt
3
davon 2 für Fahrdienstleiter Stellwerk I
1 für Stellwerk II
(Der zweite Wärter von Stellwerk I versieht Beihilfe beim Abfertigungsdienst
ESch
1
Zugabfertiger und Wagenaufschreiber
Esch
1
Ladedienst
Arbeiter
3
Gepäck.- und Güterarbeiter, zugleich Zollbegleiter
Arbeiter
1
Nachtwächter
 
14
zusammen

(Wchwt = Weichenwärter; Esch = Eisenbahnschaffner.)

Die Abfertigungsbeamten einschließlich des Aufsichtsbeamten ( mit Wohnsitz auf deutschen Gebiet) entnimmt Station Basel Rbf aus seinem eigenen, mit dem Zolldienst und den Grenzverhältnissen vertrauten Personal. Erforderlichenfalls ist vorübergehend Aushilfe vom Güteramt Basel durch Vermittlung der Betriebsispektion anzuverlangen.
Als Ersatz werden dem Stationsamt Basel Rbf 4 Beamte zugewiesen, die auf deutschem Gebiet Wohnung zu nehmen haben.

Als Weichenwärter werden zum Bahnhof Palmrain versetzt:

Für Stellwerk I: Stellwerksmeister Kl. vom Stellwerk 7 in Basel Rbf
Wchwt. W. von Wartstation 384
Für Stellwerk II: Obwt. Kr. vom Wartstation 1 der Hüninger Bahn

 

Als Zugabfertiger ist ESchaffner Ambros Z. (wohnhaft in Weil-Leopoldshöhe) vom Stationsamt Basel Rbf einzuüben.
Als Ladeschaffner für den Güter- und Zolldienst ist Arbeiter L. oder S. von Basel Rbf in Aussicht zu nehmen.

Die erforderlichen Arbeiter mit geeignetem Wohnsitz werden durch die Bezirksausgleichsstelle zugewiesen.
Wegen Einübung der nötigen Ablösekräfte setzt sich Stationsamt Basel Rbf mit der Bahnmeisterei ins Benehmen.

Mit der Einübung des Personals, Fertigung eines vorläufigen Dienstplans, Aufstellung der Tarife usw. ist spätestens am 15. Mai zu beginnen. Stationsamt Basel Rbf meldet bis zum 28. Mai schriftlich, daß das Personal vollzählig vorhanden und in den Dienst eingewiesen ist. Für Sicherung der Kassenbestände ist zu sorgen; solange das Dienstwohngebäude*) nicht erstellt ist, kann die Aufbewahrung über Nacht in einer verschlossenen Kasette von einem Wärter des Stellwerks I in der Wärterwohnung erfolgen.

Endgültige Kopfstandfestsetzung, Bewertung des Bahnhofs usw. bleiben vorbehalten, bis genügend Erfahrung vorliegt. Vorschlägen hierwegen unter Anschluß eines Dienstplan-Entwurfs sehen wir bis etwa Mitte Juli entgegen."

gez. Unterschrift

*) Bei dem genannten Dienstwohngebäude dürfte es sich um das Wohngebäude Alte Strasse (früher: Alte Baslerstrasse) Nr. 66 in Weil-Friedlingen gehandelt haben. Das Gebäude wurde zusammen mit dem am Fuße des südlich des Bahndamms gelegenen Wärterwohngebäude bei Bau der Straßenbrücke abgerissen. Heute befinden sich auf diesem Gelände ein Hotel sowie eine Tennishalle.

Gleisplan des Grenzbahnhofs Palmrain
(Auflage vom Februar 1924)

Zur Vergrösserung des Planes (510 KB) bitte hier klicken

Ende 1924 einigten sich die Deutsche Reichsbahn, Reichsbahndirektion Karlsruhe, und die Verwaltung der Eisenbahn in Elsaß-Lothringen auf eine

"Vorläufige Vereinbarung über die gemeinsame Besorgung des Betriebs- und Abferigungsdienstes"

auf dem Grenzbahnhof Palmrain.

Bei den Vorbereitungsgesprächen über die Aufstellung obigen Vertrages hatten die deutschen und französischen Sachverständigen bereits die nachstenenden grundsätzlichen Vereinbarungen getroffen:

"Für Rechnung des französischen Dienstes in den rechtsrheinischen Bahnhöfen verwendetes Personal. Die Zollabf.- Beamten, das Personal der Güterabfertigung und die mit der Übernahme und Aufschreibung des rollenden Materials betrauten Beamte sind grundsätzlich französisches Personal.

Die franz. Bahnen werden werden sich bemühen, ihr Möglichstes zu tun, um den Dienst der Personen- und Gepäckabfertigungen durch deutsche Beamte versehen zu lassen.

Das übrige Personal wird grundsätzlich durch die deutsche Verwaltung gestellt.

Das in den rechtsrheinischen Bahnhöfen verwendete französische Personal wird tu nlichst die deutsche Sprache sprechen. Kenntnis der deutschen Sprache ist für die im Ortsverkehr mit dem Publikum in Berührung kommenden Beamten obligatorisch. (Güterabfertigung und eventuell Pers. und Gepäckabfertigung).

Umgekehrt muß das mit dem Publikum in Berührung kommende und für Rechnung des franz. Dienstes verwendete Büropersonal der deutschen Bahnen die französische Sprache sprechen."

Am 13. April 1925 berichtete der Vorsitzende der deutschen Delegation an den Präsidenten der französischen Delegation darüber, was die Vertreter der Reichsbahndirektion Karlsruhe mit der Verwaltung der Eisenbahnen in Elsaß und Lothringen über die

Berechnung der Anlagekosten für die Grenzbahnhöfe

vereinbart hatten.

Einen Bahnsteig für den Personenverkehr gab es zunächst nur am Gleis 1. Eine Bahnsteigkante gab es zunächst nicht.

Am 2. August 1927 berichtete der Bahnhof Basel Rbf an das Betriebsamt in Basel über Schwierigkeiten beim Verladen von Eilgütern am Bahnsteig:

"Beim Ein- und Ausladen von Eilgut am Personenbahnsteig im Zollbahnhof Palmrain haben sich schon öfters dadurch Schwierigkeiten ergeben, daß der Eilgutkarren über den nicht eingefaßten Bahnsteig hinunter gerutscht ist und die Eilgutstücke zwischen Packwagen und Karren auf den Bahnkörper gefallen sind.

Diesem Übelstande könnte u.E. abgeholfen werden, wenn der Bahnsteig auf etwa 50 - 60 Meter zu beiden Seiten der Zollhalle mit Bordsteinen eingefasst würde, die beim Abbruch der Militärrampe in Weil- Leopoldshöhe erübrigt worden sind. Auch das Ein- und Aussteigen der Reisenden würde daduch erleichtert, und Unfälle könnten verhütet werden."

Diese Eingabe von Basel Bad Rbf war von Erfolg, in der vorliegenden Akte ist am 22. Februar 1928 vermerkt:

"Die Randsteine sind gesetzt."


Handschriftlicher Gleisplan des Bahnhofs Palmrain aus einer Dienstanweisung für das Lok- und Zugpersonal.

(Bei dem als "Umfahrungskurve" bezeichneten Gleis handelt es sich um das so genannte Schlaufengleis von der Zollgruppe R zur Einfahrgruppe A des Bahnhofs Basel Rbf.)

Betriebsdienst

Die Eisenbahnbrücke über den Rhein aus Richtung Hüningen gesehen.
(Das Signal am linken Brückenkopf war einst das Blocksignal D, ab 1. Juni 1922 wurde es zum Einfahrsignal H des Zollbahnhofs Palmrain)
Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

Der Rheinhafen Basel-Kleinhüningen (Eröffnung 1923) mit Blick auf den Rhein nach Norden.
Links oben die Palmrainbrücke, darunter die ehemalige Schiffsbrücke zwischen Hüningen (links) und Weil-Friedlingen.
Foto: Archiv Eisenbahnfreunde Wehratal e.V.

Zollangelegenheiten

An dieser Seite wird noch gearbeitet

zurück